Bertolt Brecht DER BROTLADEN Ein Fragment

„Der Brotladen“ ist 2013 noch immer so aktuell wie zu Zeiten der Wirtschaftskrise und des Bankzusammenbruchs der späten 1920er - als der Text entstand. Brechts Stück bildet die Folie unseres Theaterspiels um die elementarsten Menschenrechte: das Recht auf Arbeit, Brot, Obdach und Anerkennung. Es begegnen sich erstmals so genannte „Behinderte“ und so genannte „Zigeuner“, beides stigmatisierte, diskriminierte, entmündigte und in ihrem Leben gefährdete Menschengruppen. Nun existiert ein Ensemble, das sich an Brechts Geschichte um die Selbstbehauptung von Menschen in einem Haus produktiv reibt. Als Arbeitslose gehören sie zu den „Überflüssigen“, früher: nutzlosen Menschen, unnützen Essern: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Und doch haben sie ein Anrecht auf ein menschenwürdiges Leben. Die Witwe Niobe Queck, reich an Kindern, ringt ums Leben. Die Kinder werden ihr, wie in der antiken Sage, genommen; sie versucht allen Gefahren zu trotzen. Sie ist abhängig vom Brot und somit vom Bäckermeister, der durch die Geschichte nicht nur geistert sondern sich auf Kosten anderer bereichert, ebenso wie der Immobilienhändler Flamm, der aufflammt und erlischt, nicht ohne andere verbrannt zu haben; es irrlichtern dubiose Gestalten durch den Raum und durch die Zeiten, wie der legendäre Ajax – blind wütend und Ulysses, der Zeitungshändler, der Stimmungs- und Meinungsmacher und der Staatsgründer Washington, allerdings Meyer, ein Roma-Junge, er beim Aufstieg nach Oben. Die PAUSE zum 2. Teil unterbricht den Fortgang der Geschichte.

 

2. TEIL: Posaunen von Jericho verbreiten die Fama (Gerücht) über den Roma-Jungen. In unserem anatomischen Theater erlebt das Publikum, wie Menschen, darunter die Witwe Queck, am helllichten Tag untergehen können, durch die Gitter im Asphalt fallen, nach unten und wie sie weiter „verwertet“ werden. Der 15-jährige Washington Meyer ohne Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Tante, Onkel, Großmutter, Großvater, trotzdem kein Waisenkind, frei in seinen Entscheidungen, nimmt seine Geschicke in die Hand. Mit dem Vertrag des schnellen Geldes in der Tasche der Television wird er der Superstar der Kriminalshow. Pfiffig und trickreich inszeniert er seine Pannen. Er macht aus einem Gerücht ein Highlight mit Unterhaltungswert: „Die Welturaufführung des Millionen Amüsements: Der Tod amüsiert sich zu Tode“.

 

Regie: Klaus Erforth Bühne, Maske & Kostüme: Kerstin Janewa Musikalische Leitung: Dejan Jovanovič Dramaturgie: Christine Boyde Choreographie und Einstudierung der Tänze: Krystina Herzberg Bewegung und Kampftechniken: Andriko Konstantinidis Beleuchtung: Steffko Gruschka Bühnentechnik: Andreas Treder, Christian Scholz, Bernd Ebert Aufführungsrechte: Suhrkamp Theaterverlag 'Der Brotladen'

 

Premiere am 17.11.2012 in der Hutfabrik PA58 e.G.

Fotos: Percy Rothweiler

Fotos: Erhardt Ertel

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